Einhornmagie
Einhorngeschichte
Das Letzte Einhorn

Kapitelchen 1 - Das Letzte Einhorn

Es lebte einmal ein wunderschönes Einhorn.
Es war schneeweiß und hatte güldenes Haar, das es mit Vorliebe in den sanften Wogen des Windes wehen ließ. 
Es erfreute das Herz eines jeden, der ihm begegnete, doch trug es einen tiefen Schmerz in seiner Brust. Es war das letzte Einhorn.
Lange hatte es gesucht nach all seinen Schwestern und Brüdern, und doch hatte es sie nie mehr wieder gesehen. Sie waren verschwunden. Kein Mensch, kein Tier konnte ihm weiterhelfen. In seiner Not verkroch es sich in den Dickichten der Wälder und blieb dort für lange, lange Zeit, denn es wusste nicht, was geschehen war. 
Alles kam ihm fremd vor, surreal. Die Welt wie sie einst schien, war auf einmal Angst einflößend und gierig geworden. Die Schmetterlinge und Blumen hatten sich zurückgezogen und wurden immer weniger. Es fand kaum mehr ein süßes Blatt zu essen, nur noch bittere und fahle Gräser waren zu finden. 

So machte es sich auf den Weg. Es nahm all seinen Mut zusammen und galoppierte in die weite Welt um seine Geschwister wieder zu finden. 

Auf seinem Weg begegnete es als erstes einem Fuchs. Es fragte „Weißt Du, wo meine Schwestern und Brüder sind? Ich habe sie verloren. Ich suche sie. Niemand weiß, wo sie geblieben sind. Hast Du sie gesehen?“ 
„Das ist lange, lange her“ antwortete der Fuchs „ich habe vor 7 Jahren eines das letzte Mal gesehen. Es sah so aus wie Du. Könntest auch Du gewesen sein. Viele hab ich hier in der Gegend schon ewig nicht mehr gesehen. Da fragst Du wohl besser einen anderen. Da kann ich Dir nicht weiter helfen.“ „Hab vielen Dank“ seufzte das Einhorn und zog weiter. 

Ein Schmetterling flog über es hinweg. Es rief „Hast Du, lieber Schmetterling-Fein meine Geschwister gesehen?“ „Oh, tut mir leid, die sind lange fort“ rief er „man hat sie zuletzt in der Nähe der Meere gesehen. Dort soll ein verwunschenes Schloss mit einem mächtigen Zauberer sein. Doch hab Acht. Es heißt, er hat alle Einhörner für sich beansprucht und hält sie in anderen Welten gefangen. Er wird nicht ruhen bis er alle besitzt. Und ich sehe, Du bist das Letzte. Hab Acht.“
„Das mache ich. Hab tausend Dank. Ich mache mich auf den Weg“ sprach das Einhorn voller Mut. Tief in seinem Herzen spürte es, auch wenn es Angst hatte, dass es diesen Weg antreten musste. Es würde alleine nicht glücklich werden. 

So machte es sich auf die lange Reise zum Meer. Es schlief des Nachts unter Bäumen. Lies sich von den Menschen begrüßen und beherbergen. Die Menschen, denen es begegnete, meinten es gut mit ihm. Sie hatten schon so lange kein Einhorn mehr gesehen. Sie fragten es, wo die anderen Einhörner geblieben wären. Das Einhorn konnte nur traurig zu ihnen blicken. Es verneinte seufzend jede Antwort und die Menschen verstanden. Jene Blicke kannten sie von Menschen, die Familie und Freunde verloren hatten. 

Das Einhorn hatte jedoch auch einen Glanz in den Augen. Den Willen wieder die göttliche Ordnung herzustellen und seine Schwestern und Brüder, die gefangen worden waren, zu befreien. 

Dieses Feuer in ihm loderte und führte es direkt nach Poldermore.


Kapitelchen 2 - Die kahle Landschaft

In Poldermore herrschte Winter zu dieser Zeit. 

In Poldermore herrschte immer Winter, denn der mächtige Zauberer mochte keinen Frühling, keinen Herbst und vor allem keinen Sommer. Er erinnerte ihn schmerzhaft an seine jungen Jahre, in denen er den Sommer auch in seinem Herzen noch spüren konnte. Jetzt war sein Herz kalt und zu Stein geworden. Es kannte keine Liebe mehr und der Zauberer ließ seine Umgebung diese eisige Kälte jeden Tag spüren. 
Das Einzige, was ihn noch erfreuen konnte waren die Wogen des Meeres.
Auf sie blickte er jeden Tag. 
Sie erinnerten ihn an etwas, das er vor langer, langer Zeit gefühlt hatte. 
Nur wusste er nicht mehr, was es gewesen war.
Was war da gewesen. 

Das Einhorn unterdessen machte sich auf den letzten, steinigen Weg. Über Felsen und kahle Felder in das Reich Poldermore. Viele Nächte verbrachte es unter stacheligen Dornenbäumen bis es eines Tages auf einen jungen Zauberer namens Merlin traf. 

„Sei gegrüßt, lustiges Einhorn!“
„Aber...woher kennst Du mich?“ sprach das Einhorn verwundert. 
„Ich kenn Dich halt. Hab viele wie Dich schon gesehen. Du bist nichts besonderes.“
„Sag bloß. Wo...wo hast Du meine Geschwister denn gesehen?“ stammelte es voller verzweifelter Aufregung.
„Erm...weiß nicht mehr so genau. Mein Gedächtnis hat in letzter Zeit ganz schön nachgelassen musst Du wissen. Bleibst Du zum Tee?“
„Was? Nein“ stammelte das Einhorn verzweifelt „Du musst mir sagen, wo meine Geschwister geblieben sind.“
„Jetzt mal immer mit der Ruhe. Lass mal die Kälber bei den Kühen. Komm runter. Schau mal hier.“ Merlin zauberte ein seltsames Gewächs hervor, das blaue Blüten trug.„Nimm davon, das wird Dir gut tun.“
„Nein Danke“ wies das Einhorn ihn ab „Menschen wie Dich kenne ich. Ihr seid verwirrt. Ihr habt nur Unsinn im Kopf und ihr schadet Euch selbst. Deshalb versteht ihr auch Wesen wie mich überhaupt nicht. Ich ziehe weiter. Lebwohl.“
„Aber...nein, warte“ stammelte Merlin. Doch das Einhorn war schon zu weit weg. Es hörte ihn nicht mehr.


Kapitelchen 3 - Rosemaries Flehen

Tagelang zog nun das Einhorn durch die kahlen und vertrockneten Landschaften. Es war müde geworden. Und so traf es eines Morgens auf ein kleines Mädchen namens Rosemarie. „Wie kann das sein?“ flüsterte das Mädchen erstaunt. „Wie kann was sein?“ schreckte das Einhorn zurück. „Wie kann es sein, dass Du jetzt erst hier erscheinst? Ich habe so lange auf Dich gewartet! Mein ganzes Leben lang suche ich nach Dir“ rief das Mädchen verletzt und betroffen und reichte ihm seine Hand entgegen um es zu berühren und um zu erfahren, ob sie sich nun diese Begegnung einbilde oder nicht. „Also, ich weiß nicht wovon Du sprichst“ wieherte das Einhorn betroffen und fragend „Du kennst mich doch gar nicht. Oder? Was willst Du von mir?“ „Ich möchte Dich nur einmal berühren.“ „Warum?“ schreckte das Einhorn zaghaft zurück. „Weil Du rein bist. Du bist nicht wie die Menschen und die anderen Wesen auf der Erde. Du bist rein und unschuldig. Du bist wie das, was ich tief in meinem Inneren fühle.“ „Ich verstehe nicht ganz, was Du meinst und doch verstehe ich. In Ordnung, Du darfst mich berühren.“ 

Das Mädchen schloss die Augen während sie sanft das Einhorn an den Nüstern und am Hals berührte. „Sag, darf ich Dein Horn berühren“ fragte das Mädchen tief berührt. „Nein, aber ich kann Dich damit berühren.“ sprach das Einhorn sanft und senkte seinen Kopf. Anmutig stand es vor dem kleinen Mädchen und die Spitze seines Horns berührte sanft ihren Kopf. Das Mädchen hielt seine Augen geschlossen. Es fühlte sich wie im 7. Himmel. Tränen der Freude liefen über ihre Wangen. „Das ist es worauf ich immer gewartet habe. Genau das.“ flüsterte es. „Das habe ich mir nicht eingebildet. Dieser Wunsch war Wirklichkeit. Und Du bist der Beweis. Diese Begegnung, Deine Berührung ist der Beweis. Alles ist möglich“ sprach das Mädchen mehr zu sich als zu dem Einhorn. „Ja, alles ist möglich. Du kannst es genau jetzt fühlen. Meine Liebe ist Deine Liebe.“ 

Das Einhorn zog sein Horn zurück, worauf das Mädchen in einen wunderbaren Schlaf fiel. Es träumte von einem Land voller Regenbogen und Bächen, in der nur Leichtigkeit herrschte. Es waren sogar ein paar junge Einhörner zugegen, die miteinander spielerisch kämpften und tollten. Es war lustig mit anzusehen und Rosemarie lachte lauthals. So laut, dass sie davon aufwachte. „Ei, das war herrlich“ juchzte sie. Wo bist Du mein Einhorn? Oder war das nur ein Traum?“ „Es war kein Traum. Hier bin ich. Ich habe Dich mitgenommen auf meinen Heimatplaneten. In Deinen Träumen reist Du in die Wirklichkeit.“ „Wirklich?“ fragte Rosemarie erstaunt. Das Einhorn nickte und gab Rosemarie zu verstehen, dass es weiterreisen musste. „Nimm mich mit!“ flehte Rosemarie „Ich will bei Dir sein. Ich habe mein ganzes Leben auf unsere Begegnung gewartet. Ich wusste, dass wir uns irgendwann begegnen. Du kannst mich hier nicht alleine zurücklassen. Bitte verlasse mich nicht.“ 

„Ich verlasse Dich nicht. Ich bin doch in Deinem Herzen.“ widersprach das Einhorn ihr zärtlich voller Liebe. „Aber komm, Du kannst mich ein Stück weit begleiten.“ Rosemarie jubelte vor Freude „Das hab ich mir immer gewünscht. Ich habe immer davon geträumt ein Einhorn als meine beste Freundin zu haben und nun ist es soweit!“ 
„Nur nicht so stürmisch“ lächelte das Einhorn weise „Du, ich sage Dir nochmal. Ich kann Dich nur ein Stück weit mitnehmen, da meine Reise gefährlich werden kann. Und zudem: Du brauchst mich nicht um glücklich zu sein. Du trägst alles in Dir um glücklich zu sein.“ „Aber so oft kann ich das nicht spüren. Und jetzt wo Du da bist kann ich das so deutlich fühlen - ja, aber was passiert wenn Du wieder weggehst. Ich habe Angst.“ „Wie gesagt, einen Teil meines Weges begleite mich, dann musst Du wieder alleine zurecht kommen, liebe Rosemarie“ „In Ordnung, abgemacht.“ Und so machten sich beide auf den Weg nach Poldermore. 


Kapitelchen 4 - Die eigenartige Wiederbegegnung

Rosemarie kannte den Weg. Sie hatte schon viele Geschichten über den Zauberer gehört. Düstere Geschichten, aber auch lustige und heitere Erzählungen aus seiner Jugend. Wenn all dies stimmte, was sie gehört hatte, musste der Zauberer eine große Wandlung durchlebt haben, denn in seinen Jugendjahren war er voller Hoffnung und frohen Mutes gewesen. Er hatte die Menschen durch seine lustigen Sprüche und seine Zaubertricks verblüfft und sie die Sorgen des Alltags vergessen lassen. Nun lebte er als alter Mann zurückgezogen und allein in seinem Schloss und hatte Niemanden, der mit ihm sein Leben teilte. 

„Weißt Du, wovon ich nachts träume“ flüsterte Rosemarie sanft in das Ohr des Einhorns. „Ja.“ lachte das Einhorn. „Du träumst davon so wie ich zu sein, stimmt´s?“ Verblüfft sah das Mädchen das Einhorn an. „Woher weißt Du das? Na, gut. Du bist unsterblich und ein Fabelwesen. Warum sollst Du nicht auch meine Gedanken lesen können.“ Rosemarie zuckte mit den Schultern. „Nein“ antwortete das Einhorn „Ich kann nicht Deine Gedanken lesen. Ich kann in Deinem Herzen lesen. Ich fühle, was Dein Herz Dir mitteilen möchte. Ich weiß um Deine Sehnsüchte und ich weiß wer Du wirklich bist. Und, ich bin kein Fabelwesen, ich bin genauso real wie Du. Ich bin Wirklichkeit.“ „Ich verstehe nicht ganz“ sprach Rosemarie verdutzt „Du kannst in meinem Herzen lesen und weißt um meine Sehnsüchte? Aber wie geht das, wenn ich nicht einmal weiß, was mein Herz mir sagen möchte?“ „Ich höre hin im Gegensatz zu Dir. Es spricht ganz deutlich mit Dir. Fühle, genau in diesem Moment möchte es Dir etwas Wichtiges mitteilen.“ „Und was soll das sein?“ antwortete Rosemarie resigniert. „Es will Dir sagen: Folge Deinem Herzen und werde zu der, die Du wirklich bist. Es will Dir zudem sagen, dass Du göttlich bist. Und dass Du genau diese Reinheit, die Du an mir liebst, selbst in Dir, ja, in Dir, trägst. Das ist doch gar nicht so schwer zu verstehen, oder?“ „Für mich schon. Ich verstehe nur Bahnhof“ „Du wirst es verstehen. Wenn Du diese Sehnsucht nicht in Dir tragen würdest wären wir gar nicht aufeinander getroffen. Du hättest mich nie gesucht und so auch nie gefunden. Da Du aber auf der Suche bist, trafen sich unsere Wege zu genau dem richtigen Zeitpunkt. Deine Seele hat es so gewollt. Du bist nun hier an meiner Seite und begleitest mich ein Stück meines Weges um von mir zu lernen und ich begleite Dich um von Dir zu lernen.“ „Aber, liebes, weißes Einhorn, was kannst Du schon von mir lernen?“ „Sehr viel, viel mehr als Du denkst. Aber jetzt lass uns keine Zeit mehr verlieren, ich möchte so schnell es geht nach Poldermore.

Das Einhorn schreckte auf einmal zurück. Es hatte einen eigenartigen Schatten hinter einem kahlen Baum entdeckt. „Wer mag das sein?“ fragte sie Rosemarie. „Ich geh nachgucken“ sprach das Mädchen unbedarft und war schon dabei sich durch die maroden Äste zu schlagen. Das Einhorn zitterte am ganzen Körper und konnte aufgrund des Schocks Rosemarie nicht abhalten. „Nein, Du weißt doch gar nicht, wer oder was das ist. Ich glaube es ist besser einfach weiterzugehen. Rosemarie!“ Doch das Mädchen ließ sich nicht beirren. Es folgte seinem Gefühl, dass es richtig war. „Oh, wer bist Du denn?“ sprach Rosemarie zu der Person hinter dem Baum. „Du siehst ja komisch aus. Was hat man mit Dir gemacht?“ Die Person antwortete „Lass mich in Ruhe.“ Das Einhorn wurde neugierig, wer das wohl sein konnte. Die Stimme kam ihm bekannt vor. 

Hinter dem Baum entdeckte sie den jungen Zauberer, dem sie im Wald vor einiger Zeit auf seinem Weg begegnet war. „Du bist es, Merlin! Was treibt Dich hier her? Und warum versteckst Du Dich hier hinter einem Baum?“ „Ich wurde von einer Meute roten Pinguinen gejagt. Ganz ehrlich, die waren sehr sehr eigenartig. Sie hatten grüne Augen und warfen die ganze Zeit mit Schneebällen um sich. Ich konnte mich nur retten, indem ich die Bibel rezitierte und ihnen mit der Hölle drohte, wenn sie mir zu nahe kamen. Jetzt warte ich seit 10 Stunden hier bis sie endlich weg sind. Ich habe sie jetzt seit ein paar Stunden nicht mehr gesehen. Vielleicht haben sie sich in Luft aufgelöst. Vielleicht haben sie auch die Jagd nach mir beendet oder sie haben ein neues Opfer gefunden“ 

Das Einhorn unterbrach den zitternden Magier. „Merlin, hast Du etwas von diesem Gewächs gegessen, das Du mir angeboten hast?“ „Ja, aber doch nur eine kleine Menge. Meinst Du es kam davon? Es kam mir so vor, aber, also, wenn dem so ist, dann brauche ich mich ja nicht mehr zu verstecken. Also, dann, wer, also, wer bist Du gleich nochmal Eichhörchen, ich meine, Einhörnchen, also, Einhorn?“ „Merlin. Komm einfach mit.“ seufzte das Einhorn. „Ich denke einen Magier im Schlepptau zu haben, auch wenn er komplett daneben ist kann nicht schaden.“ „Seh´ ich auch so“ kicherte das kleine Mädchen und sah Merlin verliebt in die Augen. Das Einhorn verdrehte die Augen und lachte die beiden an. Es schüttelte den Kopf und sprach „Kommt ihr beiden. Wir müssen weiter. Merlin, ich bin auf dem Weg nach Poldermore. Hast Du jemals davon gehört?“ „Klar, Polermore, Poldermore. Ah, ich weiß wieder! Da hab´ ich damals gelernt. Ich bin ein ausgebildeter Magier müsst ihr wissen. Ich habe damals beim großen Magier Kalaschnikow, nein, Kalalschnikar meine ich, gelernt. Ich bin jetzt mindestens, naja fast, genauso geübt wie er!“ „Kann das sein?“ sprach das Einhorn zu Rosemarie „Oder bildet er sich das nur ein?“ „Ich weiß es nicht“ flüsterte das Mädchen dem Einhorn zu „Ich finde ihn süß. Er ist so süß, wenn er verwirrt ist und er scheint ständig verwirrt zu sein, oder?“ Rosemarie sah Merlin verliebt in die Augen während er sich umsah, ob irgendwo noch die Pinguine auf ihn lauerten. 

Das Einhorn seufzte abermals und fragte sich, ob es einen Sinn machen würde die beiden auf dieser anstrengenden Reise mitzunehmen. Sie schob den Gedanken beiseite als Rosemarie rief „Da ist es! Da ist das Schloss! Wir haben es geschafft! Da vorne. Ich kann bereits die Turmspitzen erblicken. Und es ist immer noch Winter in Poldermore, wie immer. Wie gut, dass ich meine Jacke dabei habe. Aber wir sollten uns beeilen um dort zu sein, bevor die Nacht einbricht.“


Kapitelchen 5  - Die Ankunft in Poldermores Land

Sie erblickten vor sich ein weites Tal, schneebedeckt mit stacheligen Gewächsen und toten Bäumen. In Poldermores Land herrschte eine karge und Angst einflößende Stimmung. Das Einhorn schreckte bei diesem Anblick zurück. Merlin und Rosemarie versuchten es zu beruhigen. Das Mädchen rief ihr zu „Liebes Einhorn, was verschreckt Dich denn so an Poldermore, ich habe Dir doch davon erzählt?“ „An diesem Ort herrscht keine Liebe. Hier regiert das Chaos und das ist es, wovor ich Angst habe. Ich kenne solche Orte nicht. Ich habe Respekt vor dem Unbekannten und der Macht, die es ausstrahlt. Bisher habe ich immer gewählt an meinen Orten der Liebe zu verweilen. In meinen wunderschönen Wäldern müsst ihr wissen gibt es nur Harmonie und Frieden. An den Orten, an denen ich verweile essen sich nicht einmal die Tiere gegenseitig, sie werden zahm. Doch habe ich noch nie einen Platz wie diesen besucht. Ich weiß nicht, ob ich dieser Macht standhalten kann. Ich weiß nicht, ob ich mich nicht an diesem Ort selbst vergesse. Und vor allem, ich kann doch dem großen Zauberer nicht so begegnen, als Einhorn, wenn er doch meine Geschwister gefangen hält, so wird er auch mich zäumen wollen.“ 

Das Einhorn zitterte am ganzen Körper. „Hab´ keine Angst, geliebtes Einhorn“ beruhigte es das Mädchen „Wir sind doch bei Dir.“ Das Einhorn seufzte und Merlin sprach: „Ich habe auch schon eine geniale, fatale, bonboinale Idee. Du kannst natürlich nicht zum großen Magier Kalaschnikar, aber ich und sie! Und warum? Weil wir, tada, Menschen sind. Was folgt als ganz logische Schlussfolgerung. Du musst Dich wie ein Mensch tarnen.“ Das Einhorn blickte Merlin böse an „Das ist nicht Dein Erst. Du willst mich in einen Menschen verwandeln? Bist Du noch bei Sinnen? Aber nein, ich vergaß, Du hast da das Gewächs verspeist. Entschuldige. Ich denke das ist keine gute Idee.“ 

„Jetzt komm schon, kleines Einhorn, das wird ein Heidenspaß“ flachste Merlin. „Spaß? Für mich ist das kein Spaß. Du hast wohl noch nicht begriffen um was es geht. Ich bin dabei meine Familie und alles was ich habe und alles, was die Erde noch von uns kennt und nicht schon vergessen hat, zurückzuholen. Das erfordert sehr viel Mut. Ich kenne nichts Böses. Ich habe noch nie irgendjemanden ein Haar gekrümmt, geschweige denn hinters Licht geführt. Ich werde das auch jetzt nicht tun.“ 

„Nun gut, mutiges, tapferes Einhörnlein. Dann werde eben von seinem Drachen verspeist. Der liebt nämlich zartes Einhörnerfleisch.“ sprach Merlin beleidigt. Das Einhorn stutzte „Was sprichst Du? Besitzt der Magier einen Drachen? Und wozu? Wie hat er ihn gezähmt?“ „Wir sprechen hier von einem der größten Magier, die es gibt. Auch wenn er seine Magie leider nicht immer zum höchsten Wohle einsetzt, so hat er doch Wege und Mittel gefunden diese Macht für sich selbst aus seiner Sicht für sein höchstes Wohl einzusetzen. Und nun ja, er liebt auch die Drachen und ihr Feuer. Und er weiß, dass die Einhörner sehr großen Respekt vor diesen Wesen haben. Er hat seinen Drachen namens Balthasar gezwungen die Einhörner für ihn in sein Reich zu locken und hat sie an einen Ort verbannt, der für niemanden zugänglich ist.“ 

„Warum erzählst Du das mir erst jetzt? Du bist doch nicht ganz bei Sinnen! Ich weiß nicht, ob ich Dir noch glauben kann. Oder hältst Du mich für einen Pinguin, für eine Einbildung oder Wahnvorstellung, der man alles erzählen kann?“ Merlin versuchte sich zu erklären, doch das Einhorn lief schon weiter. Rosemarie und Merlin liefen ihm nach und versuchten es mit ihren Rufen zu beruhigen: „Geliebtes Einhorn“ rief Rosemarie „Er hat es bestimmt nicht so gemeint. Er ist doch noch ganz verwirrt von dem Gewächs. Und überhaupt, er ist doch hier um Dir zu helfen. Ich finde seine Idee gar nicht schlecht. Als Einhorn wird der Magier sofort seinen Drachen auf Dich jagen um Dich einzufangen. Sei doch nicht so leichtsinnig.“ 

„Ich bin nicht leichtsinnig.“ drehte sich das Einhorn um und sah Rosemarie fest in die Augen „Ich bin sehr entschlossen das Ganze auch alleine zu schaffen, egal was oder wer sich mir in den Weg stellt. Ich bin unsterblich. Ich bin rein. Und wenn ich eine menschliche Hülle annehme verliere ich all das und beginne zu altern und mir Lasten aufzubürden, die nichts mit mir zu tun haben. Das karmische Rad eines Menschen wird mich sofort einfassen und was mache ich dann? Dann ist all das, wofür ich bisher gekämpft habe umsonst.“ „Gekämpft? Wofür hast Du denn gekämpft“ sprachen Merlin und Rosemarie im Chor. „Ich habe für meine Reinheit gekämpft. Wir, die Einhörner, kämpfen um unseren Platz und um unsere Reinheit auf der Erde. Wir lassen uns von nichts und niemanden beirren. Wir verteidigen diesen Platz für die Menschen, die noch schlafend sind und die sich von dem Traum der Dunkelheit haben bezirzen lassen. Wir sind frei davon, aber auch dies ist oftmals nicht leicht. Und dafür muss man kämpfen. Man muss wachsam sein und seine Augen offen halten und darf sich nicht mit Unsinn und wirren Dingen beschäftigen. Sie machen auch gar keinen Sinn.“ Dabei sah sie Merlin tief in die Augen und durchdrang ihn mit ihren festem, weisen Blick. 

Das Einhorn war hin und her gerissen und seufzte „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffen werde“ „Du wirst“ munterte Rosemarie es auf. „Ich habe davon geträumt als ich 7 Jahre alt war. Ich weiß, dass ich meinen Träumen vertrauen kann. In diesem Traum gab es ein verwunschenes Schloss, einen Drachen und ein Einhorn. Das Einhorn, so erinnere ich mich, stand auf einer Klippe und der Drache war dabei das Einhorn von dieser zu schubsen, doch mit seinem Einhorn konnte sie den Drachen irgendwie abwehren, so dass dieser ihr nichts tun konnte. Komisch, dass mir das jetzt einfällt. Aber vielleicht hat es ja das zu bedeuten, dass er Dir nichts antun kann. Warum sollte er auch?“ „Weil er im Banne Kalaschnikars steckt, du Dummerchen“ japste Merlin vor sich hin „Nein, nein ihr beiden, ihr seit völlig Banane, wenn ihr denkt, dass ihr nach Poldermore stapfen könnt ohne dass er Verdacht schöpft, geschweige denn, dass ihr einfach so die anderen Einhörner befreien könnt. Das benötigt es schon den Plan eines Fuchses oder eines Merlins zumindest.“ Das Einhorn und Rosemarie sahen sich an und verdrehten die Augen. „Jetzt hört mir doch erstmal zu“ beschwichtigte sie Merlin „Ich habe Euch doch noch gar nicht alles erzählt. Nun. Also. Wo fange ich an. Ich habe es mir genau ausgedacht. Also“ Merlin begann nach einem tiefen Atemzug ihnen seinen Plan zu offenbaren.


Kapitelchen 6 - Der Plan 

„Mädchen“ begann Merlin mit einem ernsten Blick zu erzählen „Was sind Deine Fähigkeiten?“ „Ich kann kochen, Geschichten erzählen, weissagen und Blumen züchten.“ antwortete sie. „Hm, mal sehen, was ich davon für meinen Plan gebrauchen kann.“ Merlin rieb nachdenklich sein Kinn. „Ich hab´s“ schnippste er „Wir werden Dich als Köchin einschleusen. Du bist zwar noch jung, aber eine Wurzelsuppe wirst Du schon hinbekommen.“ „Na gut, dann soll ich mich also als Köchin Rosemarie vorstellen?“ „Exaktamente. Wir müssen in verschiedene Rollen schlüpfen, damit er keinen Verdacht schöpft, kapische? Und Du geliebtes Einhorn.“ 

Er wandte sich dem Einhorn zu und seufzte tief „Du musst wohl wirklich Deine Hülle verändern. Ich denke als Einhorn hast Du keine Chance. Wenn wir Dich zumindest in ein Tier verwandeln wie in einen Hund oder eine Katze. Nur mag der Magier Kalaschnikar keine Tiere, nur die Einhörner. Wenn Du zu einem Menschen werden würdest hättest Du wie wir die Chance ihm näher zu kommen. Wir könnten Dich als Prinzessin ausgeben oder als Dame von hohem Rang, die auf der Durchreise ist. In seinen jungen Jahren hatte er oftmals hohen Besuch bei sich im Schloss. Das könnte ihm gefallen. Wenn Du auch noch hübsch bist könntest Du ihn bezirzen.“ „Jetzt reicht es aber, Merlin.“ forderte das Einhorn „Du beliebst wohl zu scherzen. Ich sehe ein, dass ich als Einhorn wenig Chancen bis gar keine habe ihm näher zu kommen, aber das will ich auch nicht!“ Merlin entgegnete aufgeregt „Und wie willst Du dann herausfinden wo Deine Geschwister sind? Es braucht einen ausgefuchsten Plan um ihm auf die Schliche zu kommen. Vielleicht kannst Du ihn sogar dazu bringen das Ganze rückgängig zu machen und sich seinen Fehler und seinen Egoismus einzugestehen.“ 

Das Einhorn wandte sich ab und dachte lange nach. Es erinnerte sich an die Zeit zurück, in der es noch mit seinen Geschwistern durch die Wälder gelaufen war und es nur so von Einhörnern in der Welt wimmelte. Die Erde war, wo die Einhörner auftauchten, ein friedlicher Ort. Nun herrschte immer mehr Chaos wie hier in Poldermore. Es machte das Einhorn traurig, es lief schon lange mit diesem Schmerz im Herzen umher und wollte diesen nun endlich ein Ende bereiten. „Nun gut, ich mache es.“ sprach das Einhorn „Aber nur unter einer Bedingung. Du musst mich, wenn alles vorbei ist sofort zurückverwandeln, sonst sterbe ich, das weiß ich.“ Merlin nickte und sprang freudig mit Rosemarie hin und her „Wir werden es schaffen. Wir sind unbesiegbar. Kalaschnikar, der Zauberer, wir kommen! Hahaha!“ Das Einhorn verdrehte wieder die Augen. „Was habe ich mir das nur eingehandelt, aber er hat Recht, es benötigt einen Plan.“


Fortsetzung folgt.


Wie es weitergeht....

„Wie ist Dein Name?“ fragte das Einhorn ihn
„Ich habe keinen Namen“
„Das kann nicht sein. Sag mir, wie Dein Name ist. Namen bedeuten viel. Mein Name ist Anastasija.“
„Das ist ein wunderschöner Name. Er berührt mich fast.
Mein Name, stammelte er, ist. Nach einer kurzen Pause, atmete er aus und seufzte „Ludwig.“ 
„Aber das ist doch ein sehr schöner Name. Nichts wofür man sich schämen müsste, oder?“
„Es ist eben ein Name. Kein Schöner, kein nicht schöner. Ein Name eben.“

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